Was bedeutet dies in der Praxis? Welche arbeitsrechtlichen Fragen tauchen in Zusammenhang mit deren Einführung auf?
Im Jahre 2007 ist das Buch von Timothy Ferriss ’Die 4-Stunden-Woche’ erschienen, dass seitdem zahllose Unternehmer gelesen haben. Der klangvolle Titel und Untertitel versprechen dem Leser, dass er die Methode erlernt, wie man die klassische 9-17 Uhr dauernde Arbeitszeit hinter sich lässt und sich dadurch mehr Freizeit und ein ausgeglicheneres, glücklicheres Leben erreichen kann.
Das Bestreben auf eine kürzere Arbeitszeit als die 40-Stunden-Woche ist auch bei Arbeitsverhältnissen nicht unbekannt. Seit dem Jahre 2020 – in Zusammenhang mit dem Covid-19-Virus – in dem sich verschiedene, flexible Beschäftigungsmodelle im Land verbreitet haben – ist mit endgültigem oder Versuchscharakter- die verkürzte, grundsätzlich viertägige Arbeitswoche eingeführt worden.
Aber was bedeutet dies in der Praxis und wie ist dies vereinbar mit dem ungarischen rechtlichen Umfeld? Was ist die Vorteile und Nachteile dieses Modells in dem gegenwärtigen, sich veränderten wirtschaftlichen Umfeld?
1. Die viertägige Arbeitswoche in der Praxis
Die viertägige Arbeitswoche kann in der Praxis durch wöchentliche Arbeitszeit verwirklicht werden, wenn der Vollzeit-Arbeitnehmer die 40 Stunden mit täglich 10 Stunden Arbeitszeit 4 Tage lang abgearbeitet.
Heutzutage wird aber unter dem viertägigen Arbeitswoche-Modell verstanden, dass die Arbeitsnehmer die gleiche Arbeitsbelastung effektiver, d.h. in 4 Tage anstelle von 5 Tagen, also in kürzerer Zeit abarbeiten. Aber der Arbeitslohn und die Zuwendungen bleiben die gleichen.
Der Gedanke des Modells ist, dass die Arbeitsnehmer durch den zusätzlichen Urlaubstag erholter, zielgerichteter und effektiver in ihrer Arbeit werden. Allgemeinen gibt es andere Möglichkeiten, z.B. weniger Besprechungen abzuhalten, um die Arbeit effektiver zu gestalten.
2. Vorteile und Nachteile
Ein Vorteil des Modells ist die Erholung durch den zusätzlichen Tag zur Erholung, was zur Reduzierung des Stresses führt und einen „Burn-out“ vermeidet. Dadurch wird der Krankenstand reduziert und die Fluktuation reduziert.
Durch mehr Freizeit wird es leichter die Arbeit und das Privatleben auszubalancieren, dies führt zu mehr Zufriedenheit und erhöht die Motivation der Arbeitsnehmer.
Die kürzere Anwesenheit des Arbeitnehmers am Arbeitsplatz kann dem Arbeitgeber Ausgaben ersparen, was heutzutage bei der steigenden Energiepreisen ein wichtiger Faktor ist. Die Energieeinsparung ist auch ein Ziel des Klimaschutzes.
Nach dem Modell werden die Lohnkosten nicht reduziert, gleichzeitig können die Arbeitgeber – dem Anspruch der Arbeitsnehmer auf Lohnerhöhung entgegenhalten – mit der verkürzten wöchentlichen Arbeitszeit argumentieren.
So wir eine Erhöhung der Lohnkosten vermieden, trotz steigender Inflation, allerdings fordern immer mehr Arbeitsnehmer wegen der Preissteigerungen erhebliche Lohnerhöhungen noch im Laufe des Jahres.
Neben den zahlreichen Vorteilen ist das viertägige Arbeitswochen-Modell nicht in allen Arbeitsbereichen und Geschäftszweigen anwendbar. Bei einzelnen Arbeitsnehmer kann dies sogar kontraproduktiv sein, wenn wegen der kürzeren Arbeitszeit der Stress und der Druck auf den Arbeitnehmer erhöht werden. Dies kann zu Lasten der Arbeit und auch der Gesundheit führen.
Wegen der Neuartigkeit des Models und den möglichen Nachteilen haben zahlreiche Arbeitgeber eine solche Lösung gewählt, dass das Modell zuerst als ein Experiment – mit nur wenigen Arbeitsnehmer und in wenigen Arbeitsbereichen– durchgeführt wird. Dadurch werden die Effizient und die Funktionsfähigkeit des Modells getestet.
3. Arbeitsrechtliche Fragen, Herausforderungen
Die wichtigste arbeitsrechtliche Frage ist, ob die kürzere Arbeitswoche in der Tat eine Vollzeitbeschäftigung oder bereits eine Teilzeitbeschäftigung ist. Wie wird die wöchentliche Arbeitszeit eingeteilt? Was ist schon eine Überstunde?
Die wöchentliche Arbeitszeit ist deshalb von Bedeutung, weil ab einer wöchentlich 36-stündigen Beschäftigungszeit dies eine steuerliche Relevanz Bezug auf das weitere Rechtsverhältnis hat.
Weiterhin ist zu klären, wie die Abwesenheit bei diesem zusätzlich einen freien Tag sich rechtlich gesehen darstellt, bzw. wie der Jahresurlaub zu berechnen ist, wie ist der Urlaub in dem neuen Model zu vergeben.
Von all diesem hängt die Frage ab, ob die Arbeitsverträge bei diesem Model und wenn ja, in welchem Umfang abzuändern sind.
4. Weitere Bedenken vor Einführung des Modells
Gleich wie attraktiv das Model der 4-tägigen Arbeitswoche dem Arbeitsnehmer erscheint, muss man auch damit rechnen, dass vereinzelt Arbeitnehmer anstelle eines freien Tages lieber eine Gehaltserhöhung erhalten, oder sogar Überstunden dafür in Kauf nehmen.
Anderseits kann es auch solche Kollegen geben, die den zusätzlichen freien Tag nicht mit Erholung oder mit Familienprogrammen verbringen, sondern für andere Firma tätig werden, oder ihr eigenes Unternehmen aufbauen. Daher ist auf die Regelung von solchen Interessenkonflikten ein Schwerpunkt zu legen, bzw. als Arbeitgeber hat dieser zu beurteilen, inwieweit dieses Phänomen die Effektivität und Funktionsfähigkeit des Modells beeinflusst.